🌱💪 Was ist Resilienz und was nicht?

Resilienz schützt vor Lebensrisiken, fördert ein erfüllteres Leben und kann zu Ignoranz gegenüber notwendigen Veränderungen führen.
Hier ist das Bild, das das Konzept der Resilienz in einer Szenerie darstellt. Es zeigt einen robusten Baum, der sich in starkem Wind leicht biegt, aber nicht bricht, was die Fähigkeit zur Anpassung und Durchhaltevermögen symbolisiert.

Alle Welt spricht von Resilienz und wenn ich mit Führungskräften spreche, dann habe ich oft den Eindruck, dass es darum geht, wie man das alles noch besser aushalten kann. Doch geht es darum wirklich? Mit diesem Artikel möchte ich versuchen, das heiß diskutierte Thema mal von verschiedenen Seiten zu betrachten und Antworten auf folgende Fragen finden:

  • Was ist Resilienz, was nicht?
  • Welche Missverständnisse existieren bezüglich Resilienz?
  • Welche Grenzen hat Resilienz und kann sie auch problematisch sein?
  • Was schwächt Resilienz und wodurch lässt sie sich stärken?

Was ist Resilienz?

Resilienz ist die Fähigkeit von Individuen, Organisationen oder Systemen, sich nach Rückschlägen oder Krisen anzupassen und effektiv zu einem stabilen Zustand zurückzukehren. Sie ermöglicht es, Herausforderungen zu meistern, sich zu erholen und oft gestärkt daraus hervorzugehen.

In der Psychologie bezieht sich Resilienz auf das Aufrechterhalten oder schnelle Wiederherstellen psychischen Wohlbefindens trotz adverser Lebensbedingungen, gestützt auf emotionale Stärke, Stressbewältigungskompetenz, Problemlösungsfähigkeiten und soziale Unterstützung.

In Bereichen wie der Ökologie und den Ingenieurwissenschaften bedeutet Resilienz die Kapazität eines Ökosystems oder technischen Systems, Störungen zu widerstehen und das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Formen der Resilienz

Emotionale Resilienz

Die Fähigkeit, sich von emotionalen Herausforderungen zu erholen, wie Trauer, Verlust oder Frustration. Emotionale Resiliente Menschen können negative Gefühle verarbeiten und sich wieder auf positive Aspekte ihres Lebens konzentrieren.

Bezieht sich auf die mentale Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress und Rückschlägen. Psychisch resiliente Menschen bewahren in Krisenzeiten ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen zu pflegen und zu nutzen, besonders in schwierigen Zeiten. Soziale Unterstützung ist ein Schlüsselelement, um durch herausfordernde Lebensereignisse zu navigieren.

Beinhaltet die körperliche Gesundheit und Vitalität, um Stress und körperlichen Herausforderungen standhalten zu können. Dies umfasst auch die Erholung von körperlichen Krankheiten oder Verletzungen.

Die Fähigkeit, Sinn, Zweck und Hoffnung in schwierigen Zeiten zu finden, oft durch Glauben oder persönliche Überzeugungen. Spirituelle Resilienz kann Menschen helfen, Krisen zu überwinden, indem sie ihnen eine höhere Perspektive bieten.

Die Fähigkeit, im Berufsleben mit Herausforderungen umzugehen, sich anzupassen und zu lernen. Dies schließt den Umgang mit Arbeitsbelastung, Konflikten am Arbeitsplatz und Karriererückschlägen ein.

Irrtümer & Missverständnisse

Resilienz sei angeboren

Viele glauben, dass Resilienz eine feste Eigenschaft ist, die man entweder hat oder nicht. In Wirklichkeit ist Resilienz eine Fähigkeit, die entwickelt und gestärkt werden kann. Menschen können durch verschiedene Erfahrungen und Trainingsmaßnahmen lernen, resilienter zu werden.

Ein weiteres Missverständnis ist die Annahme, dass resiliente Menschen keine Schwäche zeigen oder nie emotionalen Schmerz empfinden. Tatsächlich erleben resiliente Menschen genauso Emotionen wie andere auch, sie haben jedoch effektivere Strategien, um mit diesen umzugehen.

Einige denken, dass Resilienz bedeutet, schnell von Rückschlägen oder Traumata zu „genesen“. In Wirklichkeit kann die Verarbeitung schwieriger Erfahrungen Zeit brauchen, und Resilienz beinhaltet, diesen Prozess auf gesunde Weise zu durchlaufen.

Manche Menschen glauben, dass einmal entwickelte Resilienz sie immun gegen zukünftigen Stress oder Leid macht. Resilienz hilft eher dabei, effektiver mit Stress umzugehen, ihn aber nicht notwendigerweise zu vermeiden oder zu eliminieren.

Während individuelle Anstrengungen wichtig sind, spielen auch soziale Unterstützung und Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Resilienz. Das Vorhandensein eines unterstützenden Netzwerks ist oft entscheidend für die Resilienzfähigkeit.

Manchmal wird angenommen, dass resiliente Personen völlig unabhängig sind und keine Hilfe benötigen. Tatsächlich ist das Erkennen der eigenen Grenzen und das Suchen nach Unterstützung, wenn sie benötigt wird, ein Zeichen von Resilienz.

Geht es darum, mehr auszuhalten?

Nein, Resilienz bei Menschen bedeutet nicht einfach, mehr Belastungen oder Stress auszuhalten. Es geht vielmehr darum, effektiv auf Herausforderungen zu reagieren, sich von ihnen zu erholen und dabei gesund zu bleiben – sowohl emotional als auch physisch.  

Resilienz umfasst die Entwicklung von Strategien und Fähigkeiten, die es einer Person ermöglichen, sich anzupassen und aus Schwierigkeiten gestärkt oder zumindest unversehrt hervorzugehen. Das kann auch bedeuten, einen Job, eine Beziehung oder eine Situation zu verlassen.

Aspekte von Resilienz

  • Anpassungsfähigkeit: Resilienz bedeutet, sich an veränderte Umstände anzupassen, nicht nur Belastungen zu ertragen, sondern auch Situationen anders zu bewältigen.
  • Selbstfürsorge: Ein wesentlicher Aspekt der Resilienz ist Selbstfürsorge, das Achten auf eigene Bedürfnisse und Setzen von Grenzen, um sich selbst zu schützen, nicht nur unbegrenzte Belastungen zu tolerieren.
  • Erholung & Regeneration: Resilienz bezieht sich darauf, wie gut jemand sich von Stress oder Trauma erholen kann, durch Zeit für Erholung und Entwicklung von Strategien für das eigene Wohlbefinden.
  • Wachstum & Lernen: Resiliente Personen nutzen Herausforderungen für persönliches Wachstum, entwickeln neue Fähigkeiten, gewinnen Einsichten und verbessern Bewältigungsstrategien.
  • Soziale Unterstützung: Ein weiterer wichtiger Aspekt der Resilienz ist soziale Unterstützung, nicht alles alleine zu bewältigen, sondern unterstützende Beziehungen zur Bewältigung von Herausforderungen zu nutzen.
  • Proaktives Handeln: Resilienz beinhaltet oft proaktives Handeln, Maßnahmen zur Verbesserung der eigenen Situation zu ergreifen oder Auswirkungen von Stressoren zu mindern, anstatt passiv mehr Belastung zu ertragen.

Grenzen setzen ist entscheidend

  • Selbstschutz: Klare Grenzen schützen vor schädlichen Interaktionen und Situationen, verhindern emotionale Überlastung und fördern Sicherheit und Respekt in Beziehungen.
  • Stressmanagement: Das Wissen um und das Setzen von Grenzen hilft, Stressoren zu erkennen und zu reduzieren. Durch das Erlernen, Nein zu sagen, kann man den Stresspegel senken und Energie besser verwalten.
  • Förderung des Selbstbewusstseins: Das Bewusstsein für eigene Bedürfnisse und Grenzen steigert das Selbstbewusstsein und verbessert die Fähigkeit, emotionale und physische Bedürfnisse zu artikulieren.
  • Erhalt von Autonomie: Grenzen bewahren die individuelle Autonomie und Selbstkontrolle, was für die Entwicklung und Beibehaltung resilienten Verhaltens entscheidend ist.
  • Verbesserte Beziehungen: Klare Grenzen stärken Beziehungen, indem sie Missverständnisse minimieren und gegenseitigen Respekt fördern, was Konfliktlösungen erleichtert und emotionale Verbindungen vertieft.
  • Förderung der Erholung: Das Setzen von Grenzen ist wichtig für die Erholung nach Stress und beugt durch bewusste Entspannung Burnout vor, was die langfristige Gesundheit und Resilienz stärkt.

Was wirkt negativ auf Resilienz und wann ist Resilienz unangebracht?

Verschiedene Faktoren können die Resilienz von Menschen negativ beeinflussen, was es schwieriger macht, effektiv auf Herausforderungen zu reagieren und sich von Rückschlägen zu erholen. 

Negative Einflussfaktoren

Chronischer Stress

Lang anhaltender Stress ohne ausreichende Erholungsphasen kann die Fähigkeit einer Person, resilient zu bleiben, untergraben. Chronischer Stress beeinträchtigt die kognitive Funktion, emotionale Regulierung und physische Gesundheit.

Fehlende Unterstützung durch Familie, Freunde oder Gemeinschaft kann die Resilienz beeinträchtigen. Soziale Isolation macht es schwieriger, mit Stress umzugehen und kann das Gefühl der Einsamkeit und Hilflosigkeit verstärken.

Erfahrungen wie Missbrauch, Verlust eines geliebten Menschen oder andere traumatische Ereignisse können tiefe psychologische Narben hinterlassen, die die Resilienz beeinträchtigen, wenn sie nicht angemessen behandelt werden.

Physische Krankheiten oder psychische Störungen können die Resilienz ebenfalls beeinträchtigen. Gesundheitliche Probleme können die Energie, Motivation und die Fähigkeit einer Person einschränken, mit Stressoren umzugehen.

Armut, anhaltende Unsicherheit oder Leben in einer gewalttätigen oder diskriminierenden Umgebung können es ebenfalls schwer machen, resilient zu sein. Solche Bedingungen schaffen anhaltenden Stress und wenig Raum für positive Bewältigungsstrategien.

Das Fehlen effektiver Bewältigungsmechanismen oder Problemlösungsfähigkeiten kann die Resilienz mindern. Wenn Personen nicht lernen, wie sie auf adaptive Weise mit Herausforderungen umgehen können, sind sie anfälliger für Stress und dessen negativen Auswirkungen.

Eine negative Lebenseinstellung oder der Mangel an Hoffnung können die Widerstandsfähigkeit schwächen. Pessimismus kann die Fähigkeit einer Person verringern, positive Ergebnisse zu sehen oder nach Lösungen zu suchen.

Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, wie unzureichender Schlaf, schlechte Ernährung, fehlende körperliche Aktivität oder mangelnde Zeit für Entspannung, kann die körperliche und psychische Gesundheit beeinträchtigen, was wiederum die Resilienz mindert.

Kontraproduktive Lebensumstände

Bei Überforderung oder Burnout

Wenn der Prozess, ständig resilient sein zu müssen, zu Überforderung oder Burnout führt, ist es wichtig, innezuhalten. In solchen Fällen kann das ständige Bemühen, stark zu sein und immer weiter zu machen, die eigene Gesundheit weiter untergraben. Stattdessen sollte der Fokus auf Erholung und Entspannung liegen.

In Phasen tiefer Trauer oder nach einem signifikanten Verlust kann der Druck, schnell zur Normalität zurückzukehren und „resilient“ zu sein, den natürlichen Trauerprozess stören. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um Trauer zuzulassen und zu verarbeiten.

Wenn Bemühungen zur Resilienzsteigerung die Möglichkeit zur Selbstreflexion oder zum emotionalen Ausdruck unterdrücken, können wichtige Gefühle und Bedürfnisse unbeachtet bleiben. Resilienz sollte nicht bedeuten, Emotionen zu ignorieren oder zu unterdrücken.

In Fällen, wo psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angststörungen oder Traumafolgestörungen vorliegen, kann der alleinige Fokus auf Selbsthilfe und Resilienzsteigerung unzureichend sein. Professionelle therapeutische Unterstützung kann notwendig sein, um tieferliegende Probleme zu adressieren.

In extrem belastenden oder gefährlichen Umgebungen (z.B. anhaltende Gewalt, schwere Diskriminierung) kann der Versuch, durch Resilienz alle Probleme zu bewältigen, unrealistisch und schädlich sein. Hier könnte es wichtiger sein, sich auf die Veränderung oder das Verlassen der schädlichen Umgebung zu konzentrieren.

Manchmal kann der Fokus auf Resilienz dazu führen, dass notwendige Veränderungen im Leben oder in der Umgebung vermieden werden, weil man glaubt, einfach „durchhalten“ zu müssen. In solchen Fällen ist es besser, die Situation zu evaluieren und möglicherweise grundlegende Veränderungen anzustreben statt nur die Resilienz zu stärken.

Wodurch lässt sich die eigene Resilienz stärken?

Die Stärkung der eigenen Resilienz ist ein vielschichtiger Prozess, der kontinuierliche Bemühungen und manchmal auch professionelle Unterstützung erfordert. Hier sind einige Ansätze, wie man seine Resilienz erhöhen kann

  1. Selbstwahrnehmung fördern: Die Fähigkeit, eigene Emotionen und Reaktionen zu erkennen und zu verstehen, ist der erste Schritt, um resilienter zu werden. Techniken wie Meditation, Journaling und Therapie können dabei helfen, ein besseres Selbstverständnis zu entwickeln.

  2. Bewältigungsstrategien entwickeln: Erlernen Sie effektive Techniken zur Stressbewältigung, wie Achtsamkeit, Entspannungsübungen und kognitive Umstrukturierung, um negative Gedankenmuster zu durchbrechen.

  3. Soziale Unterstützung suchen: Ein starkes soziales Netzwerk ist entscheidend für die Resilienz. Pflegen Sie Beziehungen zu Freunden, Familie und Kollegen, die Unterstützung und Ermutigung bieten können.

  4. Physische Gesundheit verbessern: Regelmäßige körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sind grundlegend, um den Körper und Geist widerstandsfähig zu halten.

  5. Ziele setzen und Positivität fördern: Setzen Sie sich realistische Ziele und arbeiten Sie schrittweise darauf hin. Lernen Sie, auch kleine Erfolge zu würdigen, und fördern Sie eine generell positive Einstellung.

  6. Fähigkeiten zur Problemlösung verbessern: Stärken Sie Ihre Fähigkeiten, Probleme systematisch zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Dies erhöht Ihre Handlungsfähigkeit und das Gefühl der Kontrolle.

  7. Lernen aus Erfahrungen: Reflektieren Sie über vergangene Herausforderungen und was Sie daraus gelernt haben. Diese Einsichten können in zukünftigen Situationen von großem Wert sein.

Fazit

Resilienz ist eine fundamentale Fähigkeit, die es Menschen ermöglicht, effektiv mit den Herausforderungen und Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Sie umfasst mehr als nur die Fähigkeit, Stress und Schwierigkeiten zu ertragen; Resilienz beinhaltet vielmehr die Anpassung an Veränderungen, die Erholung von Rückschlägen und das persönliche Wachstum durch Erfahrungen. Die Entwicklung von Resilienz ist ein dynamischer Prozess, der Selbstwahrnehmung, bewusste Selbstfürsorge, und den Aufbau stützender Beziehungen einschließt.

Es ist wichtig, die Grenzen der eigenen Resilienz zu erkennen und zu akzeptieren, dass es Zeiten gibt, in denen zusätzliche Unterstützung notwendig ist. Nicht jede Situation kann allein durch die Stärkung der Resilienz bewältigt werden, insbesondere wenn es um tiefergehende psychische Belastungen oder extreme Lebensumstände geht. In solchen Fällen ist es entscheidend, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder strategische Veränderungen vorzunehmen.

Das Verständnis und die Anwendung von Resilienz in einem ausgewogenen Maß bieten nicht nur Schutz vor den Unwägbarkeiten des Lebens, sondern ermöglichen auch eine gesündere und erfülltere Lebensführung. Letztendlich ist es die Kombination aus persönlicher Entwicklungsarbeit und dem Nutzen externer Ressourcen, die eine robuste und adaptive Resilienz fördert.

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