🤯😮‍💨 Kann man Angst wegatmen?

Atmung und emotionale Zustände beeinflussen sich gegenseitig, d.h. dass Veränderungen der Atmung unsere Emotionen beeinflussen und umgekehrt.
silhouette of man sitting on grass field at daytime

Viele von uns kennen Sätze wie „Ich krieg‘ gerade keine Luft.“ oder „Das schnürt mir den Hals zu.“ Unsere emotionalen Zustände scheinen direkt etwas mit unserer Luft zu tun zu haben. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass viele Entspannungstechniken mit Atemübungen einhergehen. 

Doch ist es wirklich so einfach, wie uns manche Gurus und Meditationstrainer glaubhaft machen wollen? Kann man Angst wegatmen?

Unser autonomes Nervensystem

Wenn wir Angst oder Stress haben, bereitet sich unser Körper auf Kampf oder Flucht vor. Über den Sympathikus, wird unser Körper in Alarmbereitschaft versetzt, um unsere Leistung zu steigern.

Unser Herz schlägt schneller, die Bronchien werden weiter, der Atem wird schneller, die Verdauung wird gehemmt, die Pupillen erweitern sich und wir fangen zu schwitzen an.

Wir nutzen diese Leistungssteigerung in vielen Situationen, z.B. vor einem Bühnenauftritt, vor einem Wettkampf, vor einer Klausur, wenn wir eine Aufgabe beginnen oder ein unangenehmes Gespräch führen müssen.

Der Gegenspieler im Nervensystem ist der Parasympathikus, der den Körper in Situation von Ruhe und Entspannung reguliert.

Wenn wir eine Situation erfolgreich gemeistert haben, dann sorgt unser Körper für die notwendige Erholung, z.B. Verlangsamung des Herzschlags und der Atmung, Erhöhung der Aktivitäten im Magen-Darm-Trakt und Aktivierung der Ausscheidungsfunktionen, oder das Zusammenziehen der Pupillen.

Viele Wissenschaftler haben in den letzten Jahren untersucht, wie wir dieses Prinzip bewusst einsetzen können, um uns zu entspannen und Ängsten und anderen Stressoren entgegenzuwirken.

Einfache Darstellung des vegetativen Nervensystems, © sofatutor

Der Einfluss des Atmens

Ob wir angespannt oder entspannt sind, erkennen wir also daran, ob wir schnell oder langsam atmen. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich neben der Geschwindigkeit auch andere Parameter unterscheiden: Tiefe, Rhythmus und Pausen. Oder ob wir durch die Nase oder den Mund ein- und ausatmen.

Neurowissenschaftler haben herausgefunden, welchen Einfluss z.B. die Nasenatmung auf verschiedene Areale unseres Gehirns hat und wie synchronisierend wirkt, um möglichst viele Bereiche zugänglich zu machen.

Probieren Sie es doch einfach mal die „4-7-8 Atemtechnik“ aus:

  1. Atmen Sie durch den entspannten Mund aus, zählen Sie bis 8
  2. Atmen Sie ruhig durch die Nase ein, zählen Sie bis 4
  3. Halten Sie den Atem an, zählen Sie bis 7 
  4. Wiederholen Sie die Übung 4mal

Merken Sie den Unterschied?

Richtiges Atmen lernen

In vielen Trainings und Übungen wird auf das Atmen verwiesen und der Unterschied zwischen der flachen Brust- und der tiefen Bauchatmung erklärt. So spielt bewusstes Atmen beim Meditieren, Yoga, Lach-Yoga und autogenem Training eine entscheidende Rolle.

Doch wie geht richtiges Atmen überhaupt und kann das der Körper auch von alleine?

Mit dieser Thematik beschäftigt sich die Atemtherapie, bei der 

  • Atemmuster und -techniken
  • Atemübungen
  • Atemregulation

individuell analysiert und angepasst werden. 

Die Atemmassage

Eine guter Einstieg in das Thema kann die Atemmassage sein, bei der der Atem und die Atmung als zentrales Element zur Förderung von Entspannung, Stressabbau und körperlichem Wohlbefinden genutzt werden. 

Sie wird von verschiedenen Gesundheitsexperten, darunter Atemtherapeuten, Physiotherapeuten, und Massage-Therapeuten, durchgeführt werden. Das Ziel der Atemmassage ist es, die Atmung zu vertiefen, die Atemmuskulatur zu entspannen und die Sauerstoffversorgung des Körpers zu optimieren.

Ich habe es selbst bei einer Kollegin hier in München ausprobiert und interessante Erfahrungen gemacht.

Der Ablauf:

  • Entspannung der Rückenmuskulatur durch warme Tücher
  • sanfte Bewegungen an Rücken, Beinen, Armen und Schultern, die synchron zu meiner Atmung ablaufen
  • leichte Massage der Muskeln, die sich auf Brustkorb und Zwerchfell beziehen
Nach wenigen Minuten hatte ich bereits das Gefühl, dass mein Atem ruhiger und tiefer wurde. Ich spürte mein Atmen plötzlich an ganz anderen Stellen, z.B. im unteren Rückenbereich, in den Schultern und bis ins Gesäß.

Dieser Zustand wirkt sehr beruhigend und wenn ich z.B. auf einem Stuhl sitze, dann kann ich meine tiefe Atmung spüren, ohne mich dabei irgendwie anstrengen oder zu etwas zwingen zu müssen. Das unterscheidet sich für mich erheblich von vielen anderen Übungen, die ich bisher für mich ausprobiert habe.
 
Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt und welche Auswirkungen ich noch spüren werde. 
 
Wer es selbst ausprobieren will, dem kann ich Verena Barth in der Münchener Maxvorstadt empfehlen, oder ihr sucht nach Atemtherapeuten in eurer Nähe, die ebenfalls Atemmassagen anbieten. Verena hat auf Ihrer Internetseite noch einige Informationen zum Thema bereitgestellt.

Zusammenfassung

Dass sich bewusstes Atmen positiv auf unseren Gemütszustand auswirkt, ist wissenschaftlich mittlerweile gut untersucht und wir werden in den kommenden Jahren sicherlich noch mehr von den Zusammenhängen verstehen. 

Wenn wir in stark angespannten Situation unsere Atmung so verändern, dass wir wieder Zugang zu allen Bereichen unseres Gehirns, dann können wir diese Situation auch anders bewerten und haben somit Einfluss auf unser Denken und Handeln. 

Insofern können wir die bisherige Angst tatsächlich wegatmen. Wir legen mit dem richtigen Atmen den Grundstein für einen besseren Umgang mit Ängsten und anderen Emotionen.

Welche Technik oder Methode zu einem selbst am besten passt, lässt sich durch ausprobieren herausfinden. Ein guter Zugang kann die Atemmassage sein, die sich erstmal wie ein Wellness-Angebot anfühlt und das Bewusstsein für das eigene Atmen schärft.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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