Menschen sind gerne hilfsbereit. Hierzulande legen fast 38 Mio. Personen darauf Wert, anderen Menschen zu helfen, die in Not geraten sind und ca. 16 Mio. Menschen engagieren sich regelmäßig ehrenamtlich, also freiwillig und unentgeltlich in Organisationen, Vereinen oder Initiativen. (Statista & IfD Allensbach).
Wer selbst anderen schon geholfen hat weiß, wie es sich anfühlt, gebraucht zu werden. Es ist einerseits wichtig, dass wir Menschen uns einander zuwenden und unterstützen, also sozial agieren und andererseits, dass wir die eigene Wirksamkeit und Fähigkeit zur Hilfe erfahren, weil wir daraus auch Zufriedenheit und Freude schöpfen können.
Doch was geschieht, wenn wir mal nicht helfen können? Wie ist es, wenn wir uns hilflos fühlen und mit zusehen müssen, wie es anderen Menschen schlecht geht und diese unsere Hilfe sogar ablehnen?
Wie zeigt sich Hilfsbereitschaft?
Hilfsbereitschaft zeigt sich auf verschiedene Arten und in verschiedenen Situationen. Hier sind einige Weisen, wie sich Hilfsbereitschaft manifestieren kann:
Viele Menschen engagieren sich in gemeinnützigen Organisationen, spenden ihre Zeit und Fähigkeiten, um anderen zu helfen, sei es in Suppenküchen, Tierheimen, Schulen oder anderen gemeinnützigen Projekten.
Hilfsbereitschaft kann auch in kleinen Handlungen des täglichen Lebens zum Ausdruck kommen, wie zum Beispiel das Halten einer Tür für jemanden, das Tragen von Einkaufstaschen für ältere Menschen oder das Unterstützen von Nachbarn in schwierigen Zeiten.
Hilfsbereite Menschen sind oft für ihre Freunde und Familie da, wenn diese Hilfe benötigen, sei es emotionaler Beistand, praktische Unterstützung oder einfach ein offenes Ohr.
Das Spenden von Geld oder Sachgegenständen an wohltätige Zwecke oder bedürftige Personen ist eine Form der Hilfsbereitschaft.
Das Erlernen und Anwenden von Erste-Hilfe-Maßnahmen in Notfällen ist ein deutliches Zeichen von Hilfsbereitschaft.
Professionelle Rettungskräfte wie Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten sind aufgrund ihrer Arbeit ein Beispiel für ausgeprägte Hilfsbereitschaft.
Menschen, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen teilen, sei es durch Unterricht, Mentoring oder Ratschläge, zeigen ebenfalls Hilfsbereitschaft.
Das Zeigen von Empathie und Mitgefühl für die Gefühle und Bedürfnisse anderer ist ein wesentlicher Aspekt der Hilfsbereitschaft.
Die Art und Weise, wie sich Hilfsbereitschaft zeigt, kann von Person zu Person unterschiedlich sein, aber letztendlich geht es darum, anderen in Zeiten der Not oder des Bedarfs zu helfen und für das Wohl der Gemeinschaft und der Mitmenschen einzutreten.
Was haben wir davon, wenn wir anderen helfen?
Menschen, die anderen helfen, können vielfältige persönliche Vorteile und positive Erfahrungen daraus ziehen. Hier sind einige der potenziellen Nutzen, die sich aus Hilfsbereitschaft ergeben können:
Das Helfen anderer kann ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks vermitteln. Es führt oft zu einem positiven emotionalen Zustand und einem gestärkten Selbstwertgefühl.
Studien haben gezeigt, dass Freiwilligenarbeit und die Hilfe für andere mit einer verbesserten physischen und psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht werden können. Es kann den Stress reduzieren und das Wohlbefinden steigern.
Das Helfen anderer fördert soziale Bindungen und Beziehungen. Es kann dazu beitragen, Freundschaften zu vertiefen, neue Bekanntschaften zu schließen und das soziale Netzwerk zu erweitern.
Die Erfahrung, anderen zu helfen, kann zu persönlichem Wachstum führen. Es ermöglicht, neue Fähigkeiten zu entwickeln, das Verständnis für andere zu vertiefen und die eigene Perspektive zu erweitern.
Die Hilfe für andere kann dazu beitragen, einen Sinn des Zwecks im Leben zu finden. Es vermittelt das Gefühl, dass man einen positiven Beitrag zur Welt leistet.
Hilfsbereitschaft trägt zur Stärkung der Gemeinschaft bei. Wenn Menschen sich gegenseitig unterstützen, schafft das ein Gefühl der Solidarität und des Zusammenhalts.
Viele glauben an das Prinzip des „Karmas“, wonach gute Taten zu positiven Erfahrungen im eigenen Leben führen können. Zudem kann die Bereitschaft, anderen zu helfen, dazu führen, dass man selbst in Zeiten der Not Unterstützung erhält.
Die Hilfsbereitschaft kann dazu beitragen, erfüllende und dauerhafte Beziehungen zu anderen aufzubauen und zu pflegen.
Das Helfen anderer kann den Horizont erweitern, indem es einem ermöglicht, verschiedene Lebenserfahrungen und Perspektiven zu verstehen.
Hilfsbereitschaft kann dazu führen, dass man sich für wichtige gesellschaftliche Anliegen und Veränderungen engagiert.
Es ist wichtig zu beachten, dass Menschen nicht notwendigerweise aus egoistischen Gründen helfen. Vielmehr ist die Motivation, anderen zu helfen, oft von Empathie und Mitgefühl geprägt. Dennoch können die oben genannten Vorteile eine positive Rückkopplung für diejenigen darstellen, die sich für Hilfsbereitschaft engagieren.
Der blinde Fleck "Die Angst selbst hilflos zu sein"
Hilfsbereite Menschen zeichnen sich oft durch Empathie und Mitgefühl aus. In Situationen, in die Menschen unverschuldet geraten sind und dringend Hilfe nötig ist, wie z.B. Unfall, Krankheit, Naturkatastrophen oder Kriege ist konkrete Hilfe über Organisationen und Initiative oft einfach möglich.
Doch was ist in den alltäglichen Situationen, in denen wir intuitiv auf die Bedürfnisse anderer reagieren, ohne jedoch immer die entscheidenden Fragen zu berücksichtigen:
- Ist Hilfe auch gewollt?
- Was würde hier wirklich helfen?
- Kann ich überhaupt helfen?
Wenn unsere Angst, selbst hilflos und ohnmächtig zu sein, derart schnell und reflexhaft reagiert, dass wir dabei die essenziellen Fragen unberücksichtigt lassen, dann können wir uns häufig in Situationen wiederfinden, die uns nicht nur überfordern, sondern regelrecht frustrieren oder gar in Wut versetzen. Dies kann geschehen, wenn unsere Bemühungen entweder scheitern, auf wenig Resonanz stoßen oder die Hilfe nicht angenommen oder als solche erkannt wird.
Gründe, warum Menschen Hilfe nicht annehmen
Es gibt mehrere Gründe, warum Menschen Hilfe nicht annehmen, selbst wenn sie sie möglicherweise benötigen. Diese Gründe können individuell variieren, aber einige der häufigsten sind:
Ein starker Stolz und der Wunsch nach Unabhängigkeit können Menschen davon abhalten, Hilfe anzunehmen. Sie wollen möglicherweise nicht als hilfsbedürftig oder abhängig von anderen wahrgenommen werden.
Manchmal empfinden Menschen Scham oder Peinlichkeit, wenn sie Hilfe benötigen. Sie zögern, um Hilfe zu bitten, weil sie sich dafür schämen, dass sie in einer schwierigen Situation sind.
Die Annahme von Hilfe kann das Gefühl erzeugen, anderen etwas schuldig zu sein oder sich in der Zukunft revanchieren zu müssen. Dies kann Menschen davon abhalten, Unterstützung anzunehmen.
Ein Mangel an Klarheit darüber, welche Bedingungen oder Erwartungen mit der angebotenen Hilfe verbunden sind, kann Menschen zögern lassen, sie anzunehmen.
Ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber anderen kann dazu führen, dass Menschen Hilfe nicht annehmen, da sie befürchten, dass es versteckte Motive oder Bedingungen gibt.
Einige Menschen sind besorgt darüber, andere zu belästigen oder zur Last zu fallen. Sie möchten keine zusätzlichen Aufwand oder Unannehmlichkeiten für andere verursachen.
Veränderungen im Leben, selbst wenn sie notwendig sind, können beängstigend sein. Menschen können Hilfe ablehnen, weil sie befürchten, dass sie sich an neue Umstände anpassen und sich verändern müssen.
Einige Menschen sind sich ihrer eigenen Bedürfnisse und Grenzen nicht ausreichend bewusst. Sie erkennen möglicherweise nicht, dass sie Hilfe benötigen, oder sie sind nicht in der Lage, dies zu kommunizieren.
In einigen Kulturen oder Gemeinschaften kann es als unangemessen gelten, um Hilfe zu bitten oder sie anzunehmen. Dies kann Menschen davon abhalten, Unterstützung anzunehmen.
Einige Menschen glauben fest daran, dass sie ihre Probleme allein bewältigen können, sei es aus religiösen Überzeugungen, spirituellen Gründen oder einer generellen Einstellung zur Selbsthilfe.
Manchmal sind Menschen nicht ausreichend informiert über die Art und den Umfang der verfügbaren Hilfe. Sie nehmen sie vielleicht nicht an, weil sie nicht wissen, dass sie verfügbar ist.
Die Angst davor, abhängig von anderen zu werden, kann Menschen davon abhalten, Hilfe anzunehmen, selbst wenn sie sie benötigen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Ablehnung von Hilfe komplex sein kann und von verschiedenen individuellen und kulturellen Faktoren beeinflusst wird. Menschen, die anderen Hilfe anbieten, sollten einfühlsam und respektvoll sein und die Entscheidung derjenigen akzeptieren, die Hilfe ablehnen, ohne Druck auszuüben.
Zusammenfassung
Hilfsbereitschaft ist wichtig für uns Menschen, weil es uns sozial verbindet und wir viel für unseren Selbstwert daraus ziehen können.
Doch sie kann auch nach hinten losgehen, wenn wir blind aus Angst uns selbst hilflos und ohnmächtig zu fühlen, handeln und unser Gegenüber in unsere Überlegungen nicht mit einbeziehen.
In solchen Momenten hilft es, wenn wir mit anderen Menschen über die Situation sprechen und uns fragen:
- Was hat die andere Person davon, wenn ich ihr helfe?
- Was habe ich selbst davon, wenn ich ihr helfe?
- Was hilft der anderen Person wirklich und wobei?
Wer sich selbst ab und zu schwer tut, das Gefühl der Hilflosigkeit auszuhalten oder sogar zwanghaft nach Möglichkeiten sucht, sich einbringen zu können oder anderen aufzwingt, kann sich Hilfe bei Psychotherapeut*innen oder spezialisierten Heilpraktikern für Psychotherapie holen.
Weiterführende Links
- Umfrage in Deutschland zur Bedeutung von Hilfsbereitschaft bis 2023 (Statista & IfD Allensbach)
- Anzahl der Personen in Deutschland, die ehrenamtlich tätig sind, von 2019 bis 2023 (Statista & IfD Allensbach)
- Warum wir mit Hilfsbereitschaft auch uns selbst helfen (mdr WISSEN)
- Hilfsbereitschaft: Ist der Nette der Dumme? (Karrierebibel.de)
- Evolution der Fairness – Warum die Hilfsbereitschaft in unserer Natur liegt (brand eins)
- 😱⛑️ Wie aus Angst ein Helfersyndrom entsteht (nusselt.de)