😱⛑️ Wie aus Angst ein Helfersyndrom entsteht

Es gibt viele Wege zum Helfersyndrom. Lukas hatte Angst, seine Familie zu verlieren und geriet mit 10 Jahren in diesen Strudel.

Lukas war 10 Jahre alt, er am morgen aufwachte und feststellte, dass sein Vater über Nacht ausgezogen war. Dieser war zu seiner neuen Freundin gezogen, worüber weder Lukas‘ Mutter noch andere aus der Familie sprachen. 

Das, woran sich Lukas erinnert ist der Satz: „Dein Vater hat uns verlassen!“

Im Laufe der Wochen und Monate danach erfuhr die Familie ein völlige Umstrukturierung. Die Mutter suchte nach einem Job, um unabhängiger zu werden und Lukas schlüpfte in Rollen, die unbesetzt waren, wie bspw. um den kleineren Bruder zu erziehen, den Haushalt zu machen oder der Mutter ein offenes Ohr leihen für die Probleme die sie hatte.

Mit der Zeit lernte Lukas immer schneller zu erkennen, wo gerade „Not am Mann“ war, fackelte nicht lange und versuchte, das fehlende Puzzlestück so gut er konnte zu ersetzen.

😱 In den Jahren vor der Trennung seiner Eltern hatte er immer ein komisches Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Mit der Trennung erhielt seine Angst, allein gelassen zu werden, dann die endgültige Bestätigung. Der Katastrophenfall war eingetreten. 

😤 Seine Gefühle der Hilflosigkeit, der Ohnmacht, der Verzweiflung und die Wut darüber, dass er sich so fühlte, wandelte er direkt in Taten um.. 

⌛️ Nach einem Jahr kam der Vater zur Familie zurück und niemand sprach mit Lukas oder seinem Bruder darüber.

🤯 Die Jahre vergingen und Lukas erlebte ein Auf und Ab seiner Gefühle. Einerseits wollte er, dass seine Eltern zusammenbleiben, um Sicherheit in der Familie zu haben und andererseits war er in einem ständigen Konkurrenzkampf mit seinem Vater, der ihm die zwischenzeitlich übernommenen Rollen und Aufgaben streitig machte.

📅 Die Jahre vergingen und Lukas landete irgendwann zuerst in einem Burnout und dann in einer Depression. Er hatte sich in seiner Arbeit, in seiner Beziehung und in seinen Hobbies völlig verausgabt. Für viele war das ein Schock, dass Lukas plötzlich ausfiel. Der, der immer zur Stelle war und mit angepackt hat.

❓ Wenn man ihn fragt, warum er sich als Kind so verhalten hat, wofür das gut war, dann antwortet er heute: „Ich wollte, dass meine Eltern zusammenbleiben. Ich hatte Angst, dass die Familie zerbricht und wollte alles dafür tun, dass es sicher ist!“ 

💡 Und bei der Frage, was er bis heute davon in sich trägt: „Ich ertrage Hilflosigkeit und Verzweiflung kaum. Wenn ich das sehe, dann muss ich helfen. Das ist wie ein automatisches Programm, das da abläuft. Aus Angst, dass sonst etwas Schlimmes geschieht und ich möchte nicht, dass jemand leiden muss.“

💪 Lukas hat früh etwas entwickelt, was wir als Helfersyndrom kennen. Manche würden sagen: „Er hilft halt gern!“ Doch in Wahrheit leidet er unter der Angst und versucht nur, diese durch Tun loszuwerden (= zu kompensieren). 

🤬 Seine Wut half ihm dabei fast immer, die lähmende Angst zu überwinden und machte ihn auch ein Stück weit blind, ob seine Hilfe überhaupt nötig und angebracht war oder welche Konsequenzen es haben könnte. Eine einfache Frage „Wie funktioniert das?“ veranlasste ihn, es ohne Rücksicht auf Verluste direkt in die Tat umzusetzen.

🧘🏼 Im Laufe seiner Therapien hat er gelernt, wie er fühlt, denkt und handelt. Oft erkennt er jetzt, wenn sein Gehirn ihm wieder die alten Muster anbietet und schafft es schon ganz häufig, vorher innezuhalten und frei zu entscheiden, ob er überhaupt etwas tun muss oder will oder ob es auch einfach so sein darf.

Hinweise

Die Geschichte von Lukas entspricht einer wahren Begebenheit und wurde in Teilen verkürzt. Sein Name ist verändert.

Es gibt viele Wege, ein Helfersyndrom zu entwickeln. Ob man selbst und/oder andere darunter leiden, welche Einflüsse ein Rolle spielen und wo man am besten damit beginnt, ist individuell. 

 

Wie sieht es bei euch aus?

Prägung: An welche Situation aus eurer Kindheit, welche Gefühle und Gedanken und welches Verhalten erinnert ihr euch?

Motive: Wofür war das damals gut? Was hattet ihr, was hatten andere davon? Wodurch glaubt ihr, wird dieses Verhalten in euch ausgelöst?

Autopilot-Check: Habt ihr heutzutage das Thema, dass ihr Dinge automatisch tut, obwohl ihr das eigentlich gar nicht mehr wolltet? Merkt ihr es in der Regel erst, wenn es schon passiert ist? Und eigentlich wisst ihr, dass es anders sein müsste?

Werte & Ziele: Kennt ihr diese? Wisst ihr, wofür ihr steht, was und wohin ihr wollt?

 

Unterstützung

In der kognitiven Verhaltenstherapie werden Denk- und Verhaltensmuster, unter denen wir leiden, zu ergründen und mit verschiedenen Techniken und Methoden sukzessive zu verändert, um Bewusstsein zu schaffen und den Autopiloten auszuschalten. 

Empathie und Selbst-Bewusst-Sein sind dabei wesentliche Bausteine, die zum Erfolg der Bearbeitung der alten Muster beitragen.

Ausgebildete ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie können dabei unterstützen.

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