😩😔 Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Burnout & Depression?

Burnout und Depression sind zwei unterschiedliche psychische Zustände, die jedoch einige ähnliche Symptome teilen können, aber nicht müssen!
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In der Medienberichterstattung werden Burnout und Depression häufig synonym verwendet. Dies ist nicht nur ungenau, sondern stellt auch ein Problem für eine schnelle Genesung dar und kann schlimmstenfalls zu einer Verschlechterung der Symptome führen.

Obwohl Burnout und Depression gemeinsame Merkmale aufweisen können, sind präzise Unterscheidungen für effektive Interventionen erforderlich. Mehr Sensibilität und präzisere Aufklärung sind notwendig, um das Bewusstsein für die Unterschiede zwischen diesen Zuständen zu schärfen und sicherzustellen, dass Betroffene die angemessene Unterstützung und Behandlung erhalten.

Was ist ein Burnout?

Das sogenannte Burnout-Syndrom ist keine eigenständige physische oder psychische Krankheit, sondern beschreibt eine Sammlung von Symptomen, die in den Dimensionen beschrieben werden:

  • Gefühl von Energieverlust und Erschöpfung,
  • zunehmend negative Haltung (z.B. Zynismus) oder mentale Distanz zum eigenen Job und
  • Gefühl von mangelnder oder fehlender Leistungsfähigkeit

Im ICD-11 wird Burnout als Syndrom beschrieben, um eine andere psychische Störung genauer zu spezifizieren und/oder einen Hinweis zu geben auf einen Zusammenhang mit Problemen, die mit der Arbeit oder Arbeitslosigkeit verbunden sind.

Burnout ist ein Syndrom, das auf Grund von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältig wurde, bedingt ist. Auch wenn Burnout keine eigenständige Diagnose ist, so kann es ursächlich für viele Folgeerkrankungen wie Depression, Angsterkrankungen, Bluthochdruck, etc. sein. 

Ob und inwiefern auch andere  Lebensbereiche zu einem Burnout führen oder beitragen, bleibt an dieser Stelle unberücksichtigt.

Dieser drastische Anstieg betont die wachsende Bedeutung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz.

Darstellung nach Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Quelle: HTA Bericht 120 (© DIMDI 2012)
Darstellung nach Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Quelle: HTA Bericht 120 (© DIMDI 2012)

Welche Phasen durchläuft man in einem Burnout?

Das Modell der 12 Burnout-Phasen von Herbert Freudenberger beschreibt die schrittweise Entwicklung und Verschlechterung von Burnout, einer Form der emotionalen Erschöpfung, die oft mit beruflichen Belastungen und Überlastung in Verbindung gebracht wird. Herbert Freudenberger, ein deutsch-amerikanischer Psychologe, hat dieses Modell entwickelt, um den Verlauf von Burnout zu verstehen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Phasen nicht notwendigerweise in einer linearen Reihenfolge auftreten und nicht jeder, der Burnout erlebt, alle Phasen durchläuft. Hier sind die 12 Phasen:

Modell der 12 Burnout-Phasen von Herbert Freudenberger , Quelle: Heiligenfeld Kliniken
Modell der 12 Burnout-Phasen von Herbert Freudenberger , Quelle: Heiligenfeld Kliniken
Phase 1: Der Drang, unabkömmlich zu sein

In dieser ersten Phase des Burnouts ist Perfektionismus prägend. Betroffene setzen sich übermäßig hohe Erwartungen, haben Angst vor Versagen und vernachlässigen bereits ihre eigenen Grenzen sowie Bedürfnisse.

Aufbauend auf Phase 1 zeigt sich der Perfektionismus in freiwilliger und unbezahlter Mehrarbeit. Betroffene empfinden den Druck, alles alleine und schnell erledigen zu müssen, und haben Schwierigkeiten, Aufgaben abzugeben.

Betroffene betrachten den Zustand der Überarbeitung als normal oder sogar positiv. Dabei vernachlässigen sie zunehmend ihre eigenen Bedürfnisse, was zu einem ungesünderen Lebensstil führt, inklusive Schlafstörungen und verstärktem Konsum von Kaffee, Aufputschmitteln oder Zigaretten.

Konflikte am Arbeitsplatz oder in Beziehungen werden vermehrt verdrängt. Gleichzeitig häufen sich Fehlleistungen wie das Vergessen von Terminen oder das Nichterledigen zuvor versprochener Aufgaben.

Die Wahrnehmung verändert sich, was sich in verminderter Empathie und der Vernachlässigung von sozialen Kontakten zeigt. Die Arbeit erhält volle Aufmerksamkeit, während Hobbys aufgegeben werden.

Betroffene fühlen sich mangelhaft anerkannt, werden zynisch und aggressiv. Der soziale Rückzug beginnt, begleitet von nachlassender Leistungsfähigkeit und zunehmenden körperlichen Beschwerden.

Soziale Kontakte werden als Belastung empfunden, und Betroffene suchen Ersatzbefriedigungen. Die Arbeitsleistung beschränkt sich auf Dienst nach Vorschrift, begleitet von psychosomatischen Symptomen wie Gewichtsveränderungen oder Bluthochdruck.

Der soziale Rückzug intensiviert sich, begleitet von Selbstmitleid und Misstrauen gegenüber anderen. Die Arbeit wird als Belastung empfunden, und Betroffene suchen vermehrt Ausflüchte.

Betroffene empfinden das Gefühl, nicht sie selbst zu sein, und erleben eine zunehmende Leere. Körperliche und seelische Beschwerden manifestieren sich, beispielsweise in Magen-Darm-Problemen oder einer Vernachlässigung der Körperhygiene.

Gefühle von innerer Leere, Mutlosigkeit und Ängsten dominieren diese Phase. Betroffene können Phobien entwickeln und unter Panikattacken leiden.

Ständige Erschöpfung, Selbsthass und Verzweiflung prägen diese Phase. Suizidgedanken können auftreten und den Zustand weiter verschärfen.

 

In dieser letzten Phase erreicht die geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung lebensbedrohliche Ausmaße. Suizidalität und Selbstmordgedanken dominieren den Alltag. Schnelles Handeln wird dringend erforderlich.

Was ist eine Depression?

Depressive Störungen zählen zu den häufigsten und werden in Bezug auf ihre Schwere oft unterschätzt. Insbesondere Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und ältere Menschen neigen dazu, häufiger davon betroffen zu sein als junge. Die Ursachen für unipolare Depressionen sind äußerst komplex und können genetische, biologische und umweltbedingte Faktoren einschließen.

In den frühen Stadien klagen viele Betroffene über einen allgemeinen Leistungsabfall und diffuse körperliche Beschwerden, begleitet von Appetitverlust und Schlafstörungen. Zusätzlich treten Freude- und Interessenverlust, allgemeine Lustlosigkeit und Entscheidungsunfähigkeit auf. Einige klagen eher über Gefühle der Gleichgültigkeit anstelle von spezifischer Traurigkeit, während andere innerlich unruhig und getrieben sind, begleitet von Ängsten.

Es ist von großer Bedeutung zu betonen, dass Depressionen individuell variieren können, und nicht alle Symptome oder Ausprägungen treffen auf jede Person zu. Daher ist eine differenzierte Betrachtung und eine individuell angepasste Herangehensweise an die Behandlung von Depressionen von entscheidender Bedeutung.

"Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten "somatischen" Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen."

Was sind mögliche Ursachen für eine Depression?

Die Depression ist eine komplexe Störung, und ihre Ursachen sind vielfältig und liegen werden in psychosozialen oder neurobiologischen Faktoren vermutet. Diese Faktoren interagieren oft miteinander, und nicht jeder Mensch mit Depressionen weist dieselben Merkmale auf.

Neurobiologische Faktoren​

  • strukturelle Veränderungen im Gehirn, z.B. Tumor, Verletzungen
  • Mangel an Botenstoffen Dopamin, Serotonin und Noradrenalin
  • genetische Veranlagung
  • verminderte Fähigkeit, Stress zu regulieren
  • Veränderungen der Neuroplastizität 
  • Medikamente & Substanzen, z.B. Alkohol, Drogen, etc.
  • Folgen schwerer bzw. chronischer Erkrankungen
  • Entzündungen im Körper

Psychosoziale Faktoren​

  • Ereignisse in Kindheit & Jugend: z.B. früher Verlust eines Elternteils
  • aktuelle Lebenssituation
  • Überlastungssituationen, z.B. akute Krisen
  • Verlusterlebnisse, z.B. Trennung, Scheidung, Tod
  • Vernachlässigung
  • Missbrauch & Traumata
  • persönliche Einstellung & Denkmuster
  • kognitive Verarbeitung von Ereignissen

Was sind mögliche Symptome einer Depression?

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Depressionen die gleichen Symptome aufweisen, und die Intensität der Symptome kann variieren. Man unterscheidet zwischen den psychischen und somatischen (körperlichen) Symptomen:

Psychische Symptome

  • gedrückte Stimmung
  • Interessen- oder innere Leere
  • Antriebsmangel bzw. schnelles Ermüden
  • sozialer Rückzug
  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Gefühl der Schuld, Wertlosigkeit und geringes Selbstvertrauen
  • negativer und pessimistischer Blick auf die Zukunft
  • erhöhte Reizbarkeit und Streitereien
  • Suizidgedanken/-versuche oder Selbstverletzungen

Körperliche Symptome​

  • Schlafstörungen
  • verminderter Appetit
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Lärm-, Reizempfindlichkeit, hohe Sensibilität allgemein
  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Rückenschmerzen

Welchen Einfluss hat das Arbeitsumfeld?

Psychische Probleme werden im Arbeitskontext häufig als Schwäche gesehen. Das daraus resultierende Stigmatisieren und Tabuisieren dieser Themen  liefert einen hervorragenden Nährboden für die Entstehung und Verschlechterung psychischer Probleme.

Doch es gibt noch andere Gründe, die zur Entstehung und Verschlechterung psychischer Probleme im Arbeitsumgeld beitragen:

Arbeitsbelastung & Stress

Hohe Arbeitsbelastung, lange Arbeitszeiten, ständige Erreichbarkeit und übermäßiger Stress können zu psychischen Problemen führen.

Wenn Mitarbeitende Schwierigkeiten haben, Arbeit und persönliches Leben in Einklang zu bringen, kann dies zu Stress und Unzufriedenheit führen.

Diskriminierung, Mobbing, unfaire Behandlung und Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten können erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Auch der Nicht-Umgang damit kann gerade in unsicheren Zeiten für vulnerable Belegschaftsgruppen eine große Herausforderung oder sogar ein echtes Problem darstellen.

Ein Mangel an Unterstützung durch Vorgesetzte oder Kollegen sowie das Gefühl der sozialen Isolation (zu viel Homeoffice, Großraumbüro, etc.) können psychische Probleme verschärfen.

Unsichere Arbeitsumgebungen, das Fehlen von klaren Arbeitsrichtlinien und ungewisse berufliche Perspektiven können Unsicherheit und Ängste verursachen. Gerade in Zeiten großer Veränderungen kann der Umgang mit Stellenstreichungen bzw. das Nicht-Umgehen damit erhebliche Unsicherheiten bei Einzelnen auslösen.

 

Wenn Mitarbeiter ihre Leistungen nicht ausreichend anerkannt oder gewürdigt fühlen, kann dies zu Frustration und Enttäuschung führen. 

Ein Mangel an Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung kann zu Frustration und Unzufriedenheit führen.

Eine Unternehmenskultur, die Wettbewerb über Zusammenarbeit stellt, kann Stress, Konkurrenzdruck und manipulatives Verhalten verstärken.

Ein schlechtes Führungsverhalten, fehlende Empathie, mangelnde Kommunikation seitens der Führungsebene und unklare Erwartungen können die psychische Gesundheit der Mitarbeiter beeinträchtigen.

Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens oder persönliche Unsicherheiten über die berufliche Zukunft können Stress und Ängste auslösen.

Zusammenfassung

Burnout und Depression schließen sich nicht aus, und eine Person kann beide Zustände gleichzeitig erleben. Es ist auch möglich, dass Symptome, die zunächst nach Burnout aussehen, sich im Laufe der Zeit zu einer Depression entwickeln. Es ist ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten.

Ich unterstütze Sie gerne dabei.

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