Zwischen Stolz und Vorurteil

🏳️‍🌈 Sind wir bereit, das zu geben, was wir von anderen einfordern?

Ich bin schwul und auf einem kleinen Dorf groß geworden.
Auch meine erste Ehe habe ich dort geschlossen – mit einem Mann.

Ich habe weder demonstriert, noch etwas eingefordert.
Ich habe immer zuerst Beziehung angeboten.

🎯 Nicht aus Angst, nicht aus Anpassung.
Sondern, weil ich dazugehören wollte.
Weil ich mich einbringen wollte – als Mensch.

Ich weiß: Für viele ist Sichtbarkeit der erste Schritt, um überhaupt Beziehungen möglich zu machen. Und ich sehe auch, wie wichtig Protest war – und oft immer noch ist.

Aber mein Weg war ein anderer.

Ich bin Feuerwehrvorstand geworden.
Nicht, weil ich „trotzdem“ mitmachen durfte –
sondern weil ich Verantwortung übernommen habe.
Weil ich etwas beigetragen habe.

Heute frage ich mich in vielen Debatten zum Thema LGBTIQA+:
Wann wurde aus dem Wunsch eine Anspruchshaltung?
Wann wurden die Brücken zur Bühne für Sichtbarkeit?

Oft höre ich, wie wir urteilend über DIE ANDEREN sprechen:
– „die intolerante Mehrheitsgesellschaft“
– „die Hater“
– „die Konservativen“
– „die, die noch nicht so weit sind“

Aber kaum sprechen wir darüber, was wir beitragen wollen.
Eben zu der Gesellschaft, in der wir gesehen, gehört und anerkannt werden möchten.

💪 Wir fordern Raum. Sicherheit. Teilhabe.
Zurecht.

Doch Zugehörigkeit entsteht nicht einfach durch Forderung oder das Pochen auf Autonomie – sondern durch Beziehung. Durch Mitgestaltung. Durch Einbringen. Durch Reibung. Durch Kompromisse. Durch Aushalten. Durch Nachgeben. Durch Geben und Nehmen.

Immer wieder höre ich den Satz:
„Die anderen müssen sich ändern, damit es mir besser geht.“
Aber so funktioniert keine gute Beziehung.

Oft gibt es für diese Forderungen Beifall aus der Bubble –
und Zustimmung wird zur Wahrheit erklärt.

⚡️ Vielleicht bereitet genau das den Nährboden,
dass sich anderswo Widerstand formiert.
Nicht nur in Form von Kritik oder Konservatismus –
sondern auch als Gegen-Narzissmus
in Führung, Politik, Gesellschaft.

Zwei Seiten, die sich gegenseitig inszenieren,
beschuldigen, ausschließen und unter Druck setzen –
aber nicht mehr zuhören.

🌱 Ich glaube: Wir müssen raus aus unseren Filterblasen.
Wir müssen die Tür öffnen – zu denen,
die anders sind oder denken als wir.
Wir müssen auch sie besser aushalten.

Das ist nicht immer bequem.
Aber genau darin liegt die Chance.

🍀 Weil ich glaube:
Es gibt kein „Wir“, wenn niemand bereit ist,
auch für andere etwas zu tun.

Ich bin dankbar für alle, die das auf ihre Weise tun –
ob laut oder leise, sichtbar oder im Hintergrund.
Denn nur deshalb können wir heute stolz sein.

🏳️‍🌈 PRIDE heißt nicht nur, sichtbar zu sein.
Sondern verbunden zu bleiben.
Mit sich selbst –
und mit denen, die anders fühlen, denken oder glauben.

Vielleicht beginnt echte Gemeinschaft genau dort – zwischen Stolz und Vorurteil.

🚀 Wie gehst du mit dieser Spannung? Was hilft dir, Brücken zu bauen?

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