Stress entsteht häufig, weil wir bestimmte Dinge nicht akzeptieren können, wollen oder sie sogar ablehnen. Wenn etwas nicht unseren Wünschen, Hoffnungen oder Erwartungen entspricht, dann entsteht in uns eine Gefühlsmischung aus Ärger und Frust. D.h. wir können sprichwörtlich spüren, dass etwas nicht stimmt.
Hinzu kommen meistens Gedanken wie „Was bildet der sich eigentlich ein?“ oder „Wie kann sie nur?“ oder „Das darf doch wohl nicht wahr sein“. Diese sind dann wie Öl ins Feuer und viele steigern sich dadurch immer weiter rein.
Andere hingegen entwickeln gleichzeitig eine Angst, weil sie niemandem zu nahe treten, sich nicht unbeliebt machen oder keinen zusätzlichen Stress haben wollen.
Diese Strategien haben häufig mittel- bis langfristig eine Konsequenz: zusätzlicher Stress durch
- unterdrückte Emotionen,
- ständiges Gedankenkreisen und
- unkontrollierte Gefühlsausbrüche
Diese starren Verhaltensweisen begünstigen viele psychische Probleme wie Depressionen, Burnout, passiv-aggressives Verhalten, Zwangsstörungen, Angsterkrankungen, etc. In der Psychotherapie sprechen wir dann vom Realitätsverlust, Dinge nicht wahrhaben zu wollen und ständig versuchen, etwas zu verändern.
Akzeptanz versus Zustimmung und Befürwortung
Akzeptanz bedeutet, die Realität anzunehmen, ohne sie zwangsläufig gutzuheißen oder ändern zu wollen. Es geht darum, Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, auch wenn sie nicht unseren Wünschen entsprechen. Ein einfaches Beispiel ist das Wetter: Wir können Regen nicht ändern, aber wir können lernen, ihn hinzunehmen, ohne uns darüber aufzuregen.
Psychologisch bedeutet Akzeptanz, dass man eine Situation oder Emotion bewusst anerkennt, ohne gegen sie anzukämpfen. Es geht darum, die Realität so zu sehen, wie sie ist, anstatt sich in Widerstand oder Verdrängung zu flüchten. Akzeptanz ermöglicht es, konstruktiver mit Herausforderungen umzugehen, da man emotional nicht durch Ablehnung blockiert wird. Es fördert Selbstregulation und Stressbewältigung, indem man unangenehme Gefühle und Situationen nicht verdrängt, sondern annimmt, ohne in Passivität oder Resignation zu verfallen.
In menschlichen Beziehungen heißt das, die Meinungen und Perspektiven anderer zu respektieren, ohne sie verändern zu müssen. Akzeptanz ist dabei keine passive Haltung, sondern eine bewusste Entscheidung, das Anderssein anzuerkennen und wertzuschätzen.
Diese Haltung kann helfen, unnötigen Stress zu vermeiden und gesunde emotionale Grenzen zu wahren.
Wodurch unterscheidet sich Akzeptanz von Zustimmen und Befürworten?
Hier liegt eine häufige Verwirrung: Akzeptanz wird oft mit Zustimmung oder Befürwortung gleichgesetzt. Doch diese Begriffe unterscheiden sich deutlich voneinander, sowohl in ihrer Bedeutung als auch in ihrer praktischen Anwendung.
bedeutet, dass man eine Meinung oder Haltung teilt. Wenn man einer Idee zustimmt, erkennt man sie als richtig oder sinnvoll an. Dies ist eine Form der inneren Übereinstimmung, bei der es eine harmonische Beziehung zwischen der eigenen Überzeugung und der Ansicht des Gegenübers gibt.
geht noch einen Schritt weiter. Es bedeutet, aktiv für eine Idee oder Haltung einzustehen und sie zu unterstützen. Jemand, der eine bestimmte politische Entscheidung befürwortet, setzt sich vielleicht aktiv für diese Entscheidung ein, indem er Kampagnen führt oder öffentlich dafür wirbt.
hingegen bedeutet, eine Meinung oder Realität anzuerkennen, ohne sie zu unterstützen oder zu teilen. Es ist eine tolerante Haltung, die es erlaubt, andere Perspektiven und Meinungen stehen zu lassen, ohne sie als Bedrohung wahrzunehmen. Akzeptanz erfordert keine Übereinstimmung, sondern eine Art von mentaler Gelassenheit und Respekt.
Wodurch unterscheiden sich Akzeptanz und Resignation?
Häuft wird Akzeptieren mit Resignieren verwechselt, dabei liegt der Unterschied klar auf der Hand:
bedeutet, eine Situation anzuerkennen, wie sie ist, ohne zwangsläufig aufzugeben. Man bleibt innerlich offen und bereit, weiter aktiv zu handeln, wo es möglich ist.
hingegen ist das Gefühl des Aufgebens oder der Hilflosigkeit. Hier akzeptiert man eine Situation nicht bewusst, sondern fühlt sich eher machtlos und zieht sich zurück, ohne weitere Handlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Was sollte man nicht akzeptieren?
Obwohl Akzeptanz eine Schlüsselrolle im sozialen Miteinander spielt, gibt es Grenzen. Nicht alles sollte akzeptiert werden, insbesondere wenn es um moralische oder ethische Prinzipien geht. Akzeptanz bedeutet nicht, dass man Ungerechtigkeit, Diskriminierung oder Missbrauch tolerieren muss.
Es gibt Verhaltensweisen und Haltungen, die man nicht akzeptieren sollte, weil sie schädlich sind – sei es für Einzelpersonen oder für die Gemeinschaft. Dazu gehören rassistische oder diskriminierende Ansichten, Gewalt, Unterdrückung oder Korruption.
Dabei ist es wichtig, zwischen Akzeptanz und Duldung zu unterscheiden.
- Duldung bedeutet, eine schlechte Situation stillschweigend zu ertragen, ohne aktiv dagegen vorzugehen.
- Akzeptanz hingegen bedeutet, sich einer Realität bewusst zu werden, aber nicht zu versuchen, sie sofort zu ändern, außer sie widerspricht grundlegenden ethischen Prinzipien.
Wie kann man etwas akzeptieren und trotzdem anderer Meinung sein?
Etwas zu akzeptieren und dennoch anderer Meinung zu sein, bedeutet, die Realität oder die Meinung einer anderen Person anzuerkennen, ohne sie zwangsläufig zu unterstützen oder für richtig zu halten. Es geht darum, die Existenz eines Zustands oder einer Sichtweise zu respektieren, selbst wenn man selbst eine andere Haltung dazu einnimmt.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Du kannst die politische Meinung eines Freundes akzeptieren, indem du verstehst, dass er das Recht hat, diese Meinung zu haben, ohne mit ihm übereinzustimmen. Akzeptanz heißt hier, zu erlauben, dass unterschiedliche Meinungen existieren, ohne in Konflikte zu geraten.
Im Arbeitsleben könnte das so aussehen: Stell dir vor, du bist Teil eines Projektteams und dein Vorgesetzter entscheidet, einen bestimmten Lösungsansatz zu verfolgen, den du nicht optimal findest. Du akzeptierst seine Entscheidung als gegeben und arbeitest professionell daran mit, obwohl du innerlich weiterhin der Meinung bist, dass eine andere Methode besser wäre. In diesem Fall respektierst du die Entscheidung und arbeitest mit ihr, ohne deine eigene Überzeugung aufzugeben. Akzeptanz bedeutet hier, den Prozess nicht zu blockieren, sondern deinen Beitrag zu leisten, auch wenn du eine andere Sichtweise vertrittst.
Diese Haltung fördert Respekt und Kooperation, indem du deine Meinungsverschiedenheit anerkennst, ohne das größere Ziel des Teams zu gefährden.
Fazit
In einer Welt, in der zwischenmenschliche Konflikte oft durch den Drang geprägt sind, „Recht zu haben“, ist Akzeptanz ein Schlüssel zu einem harmonischeren Zusammenleben. Akzeptanz bedeutet nicht, dass man zustimmen oder befürworten muss, sondern dass man bereit ist, die Realität des anderen zu respektieren, ohne sie sofort ändern zu wollen.
Diese Haltung der Offenheit und des Respekts ist unerlässlich, um die zunehmenden Gräben in unserer Gesellschaft zu überbrücken und eine Kultur des Verständnisses und des Dialogs zu fördern. Indem wir lernen, die Perspektiven anderer anzunehmen, ohne sie als Bedrohung zu empfinden, können wir zu einer Welt beitragen, in der Unterschiede nicht spalten, sondern bereichern.
Doch vor allem hilft es uns selbst, ein entspannteres Leben zu führen und Abstand von den Dingen zu nehmen, die uns oft unnötig stressen.
Weiterführende Links
- Akzeptieren lernen: 4 Vorteile + 11 Tipps für mehr Akzeptanz (KARRIEREBIBEL.de)
- Selbstliebe und Selbstakzeptanz: wie man lernen kann, sich selbst zu lieben (AOK.de)
- Akzeptanz statt unrealistische Erwartungen Sehen Sie der Realität ins Auge! (Manager-magazin.de)
- 😞😮💨 Wie überwindet man Enttäuschungen? (nusselt.de)
- 😱😡 Angst & Wut. Ein heißes Paar. (nusselt.de)
- Wie trägt psychische Flexibilität zu einem erfüllteren Leben und verbessertem Wohlbefinden bei? (nusselt.de)